23.08.2023 | Kiel | Aktuelles

Realitätsferne Wohnungspolitik stellt private Vermieter vor Herausforderungen

Studie von Haus & Grund Kiel

 

Die Angaben von insgesamt 460 Vermieterinnen und Vermieter sind in eine Auswertung eingeflossen, die der Eigentümerverein Haus & Grund Kiel im Rahmen einer groß angelegten Erhebung (Print und Online) vom 14. April bis zum 30. Juni 2023 unter seinen über 11.000 Mitgliedern durchgeführt hat. Der Erkenntnisgewinn ist groß, da Rückschlüsse auf lokale bzw. regionale Trends für unsere Eigentümergemeinschaft sowie vermietende Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer, die noch nicht Mitglied bei Haus & Grund sind, gezogen werden können. Unsere Vermieterbefragung bringt die Sicht der Vermieterinnen und Vermieter in Kiel und Umgegend auf den Tisch und schafft belastbare Fakten.

 

Die zentralen Ergebnisse lauten:

 

  • – 65 Prozent der Befragten beheizen mindestens eine Immobilie mit einer Gasheizung.
  • – Jeder fünfte Befragte will in den kommenden fünf Jahren die Heizung in mindestens einem seiner Objekte tauschen.

 

Aber:

 

  • – 60 Prozent der Befragten geben als Modernisierungshemmnisse fehlende Rentabilität an.
  • – Knapp die Hälfte der Befragten kann mit den Mieteinnahmen gerade die Ausgaben für die Mietwohnung decken oder macht einen      Verlust.
  • – Zwei Drittel der Befragten nutzen ausschließlich oder überwiegend Eigenkapital zur Finanzierung gebäudebezogener Maßnahmen.

 

„Unsere Mitglieder sagen uns, dass sie den Pfad weg von fossilen Energien und zu weniger Energieverbrauch weitergehen wollen, sehen sich von der realitätsfernen Wohnungspolitik in Berlin, die auf Schleswig-Holstein und seine Gemeinden voll durchschlägt, aber zunehmend vor große Hürden gestellt“, konstatiert Sönke Bergemann, Geschäftsführer von Haus & Grund Kiel.

 

„Unsere Mitglieder müssen sich stets auf dem schmalen Grat zwischen dem klimapolitisch Erforderlichen und dem für sie selbst und für ihre Mieter Bezahlbarem bewegen. Wenn wir weiter vorankommen wollen, muss die Politik diese Nöte und Bedenken ernst nehmen und Lösungen anbieten. Anderenfalls ruft dies zwangsläufig Abwehrreaktionen unter den vermietenden Wohnungseigentümerinnen und
-eigentümern hervor. Der bestehenden Verunsicherung ist es mitunter geschuldet, dass jeder vierte Befragte erst einmal gar keine Modernisierungen in den kommenden fünf Jahren durchzuführen beabsichtigt.“ Hieraus ergeben sich laut Bergemann klare Forderungen:

 

  • – Die privaten Vermieterinnen und Vermieter in Kiel und Umgegend brauchen endlich eine kommunale Wärmeplanung. Sie müssen wissen, wann in ihrer Stadt welche Energien zur Verfügung stehen, um klimafreundliche Investitionen zu tätigen.

 

  • – Jeder private Vermieter benötigt einen individuellen Sanierungsfahrplan. Nur so erfährt jeder Einzelne, wann welche Maßnahmen am Gebäude überhaupt sinnvoll und machbar sind.

 

  • – Der Staat muss endlich auch solche Maßnahmen finanziell fördern, die gesetzlich gefordert sind.

 

  • – Private Vermieter brauchen speziell nur für sie zugängliche, dauerhaft ausgestattete Fördertöpfe für die energetische Gebäudesanierung.

 

„Die Sorgen, dass Versprechungen nicht eingehalten werden, nehmen zu. Die Ampelregierung hatte versprochen, die Bürger bei der CO₂-Abgabe zu entlasten. Geschehen ist bislang nichts. Dementsprechend skeptisch zeigen sich die meisten Vermieterinnen und Vermieter gegenüber dem politischen Ziel, dass die Immobilie bis 2045 (in Schleswig-Holstein sogar bis 2040) klimaneutral werden soll. Fast zwei Drittel halten das für finanziell nicht leistbar. Eine weitere Gruppe (45 Prozent) zweifelt an der technischen Umsetzbarkeit. Das zeigt uns, dass die produzierten Vorschriften der Politik für wenig hilfreich erachtet werden. Immer neue Regelungen führen schlimmstenfalls zur Aufgabe der Vermietung und dem Verkauf der Wohnungen. Die mittel- und langfristigen Folgen wären nicht abzusehen. Schließlich gehören 80 Prozent des Wohnungsbestandes in Deutschland Privatpersonen. Sie bieten zwei Drittel aller Mietwohnungen an. Dabei hat unsere Studie ergeben, dass die deutlich meisten privaten Mietverhältnisse in Kiel konfliktfrei zwischen den Vertragspartnern gelebt werden. Das wird in 64 Prozent der Antworten bejaht. Die Eigentümerinnen und Eigentümer danken dies: 42 Prozent halten die Mieten stabil und erhöhen erst bei Neuvermietung oder wenn die ortsübliche Vergleichsmiete steigt. Beides ist bei 83 Prozent der Vertragsverhältnisse der Fall. Fünf Prozent erklären sogar, sie würden nie anpassen. Private Vermieterinnen und Vermieter sind eben keine „Miethaie“, sondern bilden die mit Abstand stärkste Säule im Mietwohnungsbau“, fasst Bergemann zusammen.

 

Die Ergebnisse der Vermieterbefragung 2023 von Haus & Grund Kiel können Sie hier herunterladen.