08.09.2022 | Kiel | Aktuelles

Modernisierung des Bauaktenarchivs torpediert die Arbeit von Maklern und Verwaltern

Der Kieler Stadtrat Christian Zierau wurde heute wie folgt in den Kieler Nachrichten zitiert: „Wir sind raus aus dem roten Bereich. Die städtischen Services und Dienstleistungen sind stabilisiert.“ Das klingt wie blanker Hohn in den Ohren von Kai Helbrecht, Leiter Verkauf und Bewertung der Haus & Grund Immobilien GmbH Kiel, und Bernd Hollstein, Leiter Verkauf der Hans Schütt Immobilien GmbH, nachdem die Landeshauptstadt das Bauaktenarchiv des Amtes für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation im Rathaus wegen Sanierungsarbeiten am 22. August geschlossen hat. Selbiges soll nicht nur bis Januar 2023 dicht bleiben, die 150.000 Dokumente können während der Umbauarbeiten auch nicht eingesehen werden. Die Konsequenzen für Makler und Verwalter sowie für Architekten und Eigentümer stellen eine mittelschwere Katastrophe dar:

 

„Wir Makler können Objektunterlagen, auf die die finanzierenden Banken bestehen, nicht mehr liefern. Dadurch werden Finanzierungen platzen oder die Verkäufer müssen Zeichnungen und Berechnungen für viel Geld neu erstellen lassen – oder mit dem Verkauf warten“, erläutert Kai Helbrecht, selbst Mitglied des Gutachterausschusses der Landeshauptstadt Kiel.

 

Bernd Hollstein ergänzt: „Verwalter und Architekten sehen sich außerstande, für anstehende Baumaßnahmen Objektunterlagen einzusehen – u. a. Statik und Entwässerung.“

 

Sönke Bergemann, Geschäftsführer des Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümerverein von Kiel und Umgegend e.V., zu dem die beiden Tochtergesellschaften gehören, erkennt eine noch größere Dimension: „Eigentümer kommen nicht an die Wohnflächenberechnung für die Grundsteuererklärung. Jetzt werden die Mitarbeiter des Bauaktenarchives möglicherweise argumentieren, dass der Service eine freiwillige Dienstleistung der Behörde sei und Eigentümer ihre Objektunterlagen beieinanderhaben müssten. Aber gerade in Zeiten, in denen der Zinsanstieg den Immobilienmarkt herausfordert, bauliche Maßnahmen durch Materialknappheit sowie Kostenexplosionen erschwert werden, Eigentümer sich mit Zensus und Grundsteuererklärung herumschlagen dürfen, macht die Stadt Kiel knallhart dicht. Da wird aus unserer Sicht wenig Sensibilität an den Tag gelegt. Die Stadt sollte sich jetzt ganz schnell was überlegen.“