07.06.2021 | Flensburg-Kiel-Lübeck | Aktuelles Mieterstrom in Bürgerhand

Kiel macht Mieterstrom in Bürgerhand

In der Landeshauptstadt entsteht eine Blaupause für die Energiewende. In einem Mehrfamilienhaus in der Danewerkstraße in Kiel können Mieter*innen durch die Umsetzung eines Mieterstrommodells in Zukunft nicht nur Solarstrom vom eigenen Dach beziehen und damit ihre Stromkosten senken. Sie können sich daran auch selber beteiligen und damit den Klimaschutz aktiv mitgestalten.

 

Auf Initiative der Eigentümergemeinschaft in Kooperation mit der Immobilienverwaltung von Haus & Grund Kiel, der Verbraucherzentrale und der Landeshauptstadt Kiel wird die Energiegenossenschaft BürgerEnergie Nord eG (BEN) im Sommer dieses Jahres eine Photovoltaikanlage errichten, die die Mieter*innen mit klimafreundlichen Solarstrom versorgt. Mit diesem Solarstrom vom eigenen Dach – dem sogenannten Mieterstrom – können sie ihre Wohnnebenkosten spürbar senken. Denn für den vor Ort erzeugten Solarstrom fallen weder Netzentgelte noch Stromsteuer, Konzessionsabgaben oder sonstige netzbezogene Umlagen an. „Der Strompreis für die Mieter liegt daher in der Regel mindestens zehn Prozent unter dem Grundversorgungstarif,“ sagt Tom Janneck von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.

 

Dr. Thorsten Permien, Sprecher der Eigentümergemeinschaft, sieht darin einen erheblichen Mehrwert für Vermieter: „Neben dem Engagement für den Klimaschutz versprechen wir uns von der Maßnahme eine Aufwertung der Wohnungen. Mietangebote mit konstant niedrigen Nebenkosten werden künftig wesentlich attraktiver für Mieter*innen sein als andere Angebote.“

 

Während dies ganz sicher für die meisten Mieterstromvorhaben im Land gilt, haben die Beteiligten am Projekt Danewerkstraße einen weiteren Vorteil: Die Energiegenossenschaft BEN wird Eigentümerin und Betreiberin der Photovoltaikanlage und damit Stromlieferantin für die mitwirkenden Bewohner*innen.  Dadurch erhalten alle Mieter*innen, Vermieter*innen, aber auch alle anderen Bürger*innen die Gelegenheit, Genossenschaftsanteile in Höhe von 250 € zu zeichnen und so Miteigentümer und Gestalter des Projektes zu werden. „Unser Credo ist: Gemeinsam mehr Energie,“ erklärt Anna Leidreiter, Vorstand der BürgerEnergie Nord eG. „Wir möchten eine Plattform zur Verfügung stellen, die Erneuerbare-Energien-Projekte von allen für alle umsetzt“.

 

Dass sich Solarstrom in Norddeutschland rechnet, stellen Tausende bereits errichteter PV-Anlagen täglich unter Beweis. Allein im Jahr 2021 gingen über 1.600 PV-Anlagen mit einer Leistung von mehr als 65 MW allein in Schleswig-Holstein in Betrieb. Meike Becker, Projektleiterin Großprojekte und Energieversorgung der Landeshauptstadt Kiel: „Wir unterstützen das Projekt, weil es einen Beitrag zum lokalen Klimaschutz und den Zielen der Klimaschutzstadt Kiel leistet. Die PV-Anlage in der Danewerkstraße wird ca. 17.000 kWh Solarstrom produzieren. Damit sparen wir 7,5 Tonnen CO2 im Jahr ein.“

 

Sönke Bergemann, Geschäftsführer von  Haus & Grund Kiel, glaubt an ein außergewöhnlich hohes Aufkommen solcher Projekte: „Viele Mehrfamilienhäuser besitzen geeignete Dachflächenbereiche für die Erzeugung von Solarstrom. Was wir brauchen, sind Initiativen, die dieses Potenzial heben und ausschöpfen. Mit unserer Immobilienverwaltung möchten wir Eigentümer*innen bei ihren Vorhaben gerne unterstützen.“

 

Weitere Informationen über Mieterstrom und das Projekt finden Sie auf den Internetseiten von BEN. Einen ersten Eindruck, ob das Dach für die solare Nutzung geeignet ist, erhalten Hauseigentümer*innen über das Kieler Solardachkataster.